Wer bisher geglaubt hat, dass in Deutschland Bürokratie groß geschrieben wird, sollte sich einmal im Leben versuchen eine Labour-Card im Oman zu besorgen.
Das ganze geht damit los, dann man ein Visum braucht (logisch). Das Visum hat mir glücklicherweise schon die Firma vor der Ankunft organisiert, weshalb ich dieses nurnoch am Flughafen abholen musste. Dort angekommen, wurde das vorläufige Visum auch brav in den Pass eingestempelt. Bevor man allerdings das richtige Visum bekommt, muss man nochmal eine ärztliche Komplettuntersuchung (ich hatte bereits eine in Deutschland) über sich ergehen lassen, denn die wollen hier ja auch wissen ob man auch gesund ist...
Dann geht's weiter mit dem Antrag der Labour-Card. Die kann man nämlich ohne vorige Untersuchung garnicht beantragen... weil die dafür deinen Reisepass brauchen, bekommt man für die nächsten 2 Wochen also nur eine Kopie seines Reisepasses, welche man beispielsweise für Simkarten etc. benötigt.
Nachdem die 2 Wochen um waren, und ich dachte das ich endlich meine lang erhoffte Labour-Card (und damit meine offizielle Arbeitserlaubnis) entgegennehmen kann, bin ich heute also guten Mutes ins Büro gegangen bis es hieß: "You drive with him". Ok. Schnell Chef bescheid gesagt, dass ich in 1h wieder zurück bin, ich bin mal eben meine Labour-Card abholen. Hab ich gedacht.
Also ging es Richtung zuständigem Amt... dort angekommen wurde ich erstmal von einer unglaublich organisierten Arbeitserlaubniserteilungsmaschinerie erschlagen. Da kommt man also als Westeuropäer in das Amt in dem ca. 10 Omanis mit knapp jeweils 50 Indern im Schlepptau sich eine Nummer nach der anderen ziehen und auf den Fingerprint warten. Den hatte ich übrigens schon bei der medizinischen Untersuchung, aber doppelt hält ja bekanntlich besser. Naja gut, Nummer 384 gezogen und auf der Tafel steht 160. Kann ja nicht solange dauern... gibt ja immerhin 8 Schalter. Mit einer gefühlten -5 °C kalten Klimaanlage im Nacken habe ich also zwischen lauter Indern auf meine Nummer gewartet, damit ich endlich nochmal meine Finger scannen lassen kann. Das ist dann auch nach 2h irgendwann geschehen, wonach ich erleichtert hoffte nun endlich meine Arbeitskarte zu bekommen. Denkste.
Nächstes Gebäude, selbes Spiel. Karte ziehen, Nummer 844 und auf der Tafel steht 600. Nur kein einziger Platz frei. Das Problem war jetzt nur, dass eine Stunde später immernoch Nummer 620 auf der Tafel stand. Um mich herum nur indisch und ab und zu omanisch und sonst kein weiterer Europäer weit und breit. Ich bin ein Alien im Oman. Inzwischen kamen auch weitere Omanis mit weiteren jeweils 50 Indern in den Raum ohne Klimaanlage und warteten darauf, endlich nochmal fotografiert zu werden. Nachdem das dann auch endlich irgendwann erledigt war gings in die nächste Halle, wo ein Polizist dann lauthals jeden Namen aufgerufen hat, der sich nochmal anstellen kann (mittlerweile haben die Nummern also schon Namen bekommen) um dann endlich seine Karte abzuholen.
Gegen halb 2 Mittags habe ich sie dann auch endlich bekommen und konnte wieder zu meinem Arbeitsplatz zurückkehren.
Ich weiß nicht ob man sich das anhand meiner Beschreibung jetzt so vorstellen kann wie das ist unter mehreren hundert arbeitswilligen Indern zu stehen und nicht zu wissen wo man eigentlich hinsoll und was die mit einem vorhaben. Zum Glück hatte ich ja einen Omani von der Firma dabei, der mir ab und zu geholfen hat. Aber das war schon echt krass. Und das läuft da wohl jeden Tag so ab.
Soviel von mir erstmal. Morgen gehts hoffentlich ins Stadion Oman - Jordanien WM-Quali gucken und am Donnerstag aufs (von der Firma organisierten) Oktoberfest. Denke da werde ich wohl auch ein paar nette Anekdoten erzählen können. Bis dahin!
Sehr geil kleines Brüderchen!
AntwortenLöschenIch find deine kurzen Geschichten echt toll und erheiternd. Mach bloss weiter so!
Hier is übrigens auch grad wieder der Sommer ausgebrochen...
25grad und Sonnige Grüße vom Balkon!