Ausnahmsweise stand uns wiedermal ein langes Wochenende bevor, weshalb wir beschlossen, unseren nächsten
größeren Trip in die Tat umzusetzen. Diesesmal zog es uns in den Grand Canyon
des Omans, in das Gebirgsmassiv „Jabal Akhdar“ (der grüne Berg) auf den Berg
der Sonne „Jabal Shams“, den mit 3000m höchsten der östlichen arabischen
Halbinsel. Grün heißt das Massiv weniger, weil es grün ist, sondern weil dieser
Bereich des Omans zu den ehemals fruchtbarsten des Landes gehörte. Mittlerweile
kommt ein Großteil der Agrarwirtschaft aus dem südlichen Gebieten rund um
Salalah.
Wer sich an seinem ersten freien Tag um halb 5 Uhr morgens
aus dem Bett quält ist entweder krank, hält nicht viel von ausschlafen oder ist
schlicht und ergreifend zufällig mit Christian und Cathrine zur selben Zeit am
selben Ort. Die beiden halten nämlich nicht besonders viel von ausschlafen,
aber bisher hat es sich immer gelohnt, früh aufzustehen. Diesesmal
sollte es nicht anders sein… wir wollten uns ein echtes Kamelrennen rund um den
knapp 230km entfernten Ort „Adam“ anschauen. Da die Omanis bekanntlich Muslime,
also Frühaufsteher (das erste der fünf Tagesgebete findet um 5 Uhr morgens
statt) sind, findet das erste Kamelrennen auch schon gegen 6 Uhr morgens statt
und das letzte geht bis knapp 9 Uhr wenn man Glück hat. Wir hatten Glück, auch
wenn wir die Rennstrecke erst nach einem kleinen Umweg und erst mit der
freundlichen Hilfe eines ansässigen Omanis gegen 8 Uhr gefunden haben. Eine
Kamelrennstrecke erkennt man aus der Ferne nicht nur an jede Menge Kamelen,
sondern auch an jede Menge Pickups. Die Geschichte mit den Omanis und Autos
hatte ich ja bereits. Wer sich bisher nichts unter Kamelrennen vorstellen konnte,
dem ergeht es ähnlich wie mir, bevor wir in Adam waren. Man darf sich das in
etwa so vorstellen: Omani A fährt an einem freien Tag mit seinem Team (in der
Regel mehrere Kamele) und Omani B und C und ihren Kamelen zur Rennstrecke und
schließt mit den anderen Wetten ab. Im Anschluss gehen die ersten Rennkamele an
den Start und die Wetten werden aufgeschrieben und die Kamele markiert. Schnell
noch die „mobile Klatsche“ am Kamel montiert, sich im Pickup neben der
Rennstrecke gemütlich macht und dann kann es auch schon losgehen.
Früher war es so,
dass auf dem Kamel Kinder als Jockeys falsch herum saßen und das Kamel mit
einem dünnen Stock angetrieben haben. Dabei sind aber so viele Unfälle
passiert, dass diese Art der Kamelrennen im Oman verboten ist und nur noch
„mobile Klatschen“ erlaubt sind. Damit man sich das alles besser vorstellen
kann ein paar Fotos:
|
Montage der ferngesteuerten Kamelklatsche
|
Rennkamele vor dem Start |
|
Nachdem die Absperrung öffnet (ähnlich wie beim
Pferderennen, jedoch öffnet sich die Absperrung senkrecht nach oben), wird per
Fernsteuerung das Kamel ein wenig angetrieben und die Kamelbesitzer rasen im
Pickup neben der Rennstrecke dem geliebten Kamel hinterher. Das ganze wird von
einem Kameramann (natürlich auch auf einem Pickup) gefilmt, wahrscheinlich als
Beweis welches Kamel am Ende tatsächlich gewonnen hat. Die Rennstrecke ist
knapp 6km lang und wir sind dem ganzen Tross einfach hinterhergefahren, weil
man sonst von dem ganzen Spektakel leider nicht besonders viel mitbekommt. So
ein Rennkamel schafft an guten Tagen rund 40km/h, und am Sprint vor dem Ziel
(die Klatsche lässt in dem Moment nichtmehr locker) vielleicht noch etwas mehr.
Am Ende wird das Kamel mit „Schaum“ um den Mund wieder eingesammelt und
gepflegt. Wir konnten glücklicherweise das Spektakel 2x miterleben, bevor es
gegen 9 Uhr für uns in die Stadt Nizwa zurück ging.
|
Wer fährt hier eigentlich ein Rennen? |
Wir brauchten für unser Campingabenteuer in den Bergen
unbedingt noch Feuerholz, da es für die Jahreszeit in 2000m Höhe eigentlich
schon zu kalt für Campingtrips ist, wenn man durchgängig 25-30°C in Muscat
gewöhnt ist. Da wir selbst außer ein paar Holzscheite am Straßenrand kein Holz
finden konnten, fragten wir einen einheimischen Omani in Nizwa um einen Rat, wo
wir denn Feuerholz bekommen könnten… „no
problem“: Sein Cousin hat eine Halwa Fabrik, wo jede Menge Holz zum Kochen
gebraucht wird. Sein Cousin könnte uns sicher etwas abgeben. Schnurstracks dem
netten Omani hinterher, durch Gassen durch welche ich nichtmal mit einem Smart
gefahren wäre (wir hatten einen Pickup) zur Fabrik des Cousins. Übrigens hat
hier jeder Omani einen Cousin, ist 25 Jahre alt und heißt Said. Kann ja sein.
Aus einer einfachen Frage „wo ist Feuerholz?“ ist dann mal ein stündlicher
Aufenthalt in einer Halwafabrik samt Führung, Rezept- und Kocherklärung, einer
Kostprobe, ein Gratisbottich Halwa und zwei großen Säcken Gratisholz geworden.
Man muss in diesem Zusammenhang einfach mal sagen, wie krass freundlich diese
Omanis eigentlich sind. Wir haben nichts bezahlt, sondern waren einfach nur
interessierte Ausländer, die sich für die Halwaproduktion und Holz
interessierten… und dann so was. Top! Noch kurz was zum Thema Halwa: Das ist
eine Art hart gewordener Sirup aus Stärke, Rosenwasser, Zucker und Cardamon,
schmeckt etwas rauchig und wird nur zum Tee/Kaffee gegessen. Mir persönlich
schmeckts nicht, aber den Omanis allen Anschein nach schon.
|
"Traditionelle" Halwa Produktion: Draußen
|
"Traditionelle" Halwa Produktion: Drinnen |
|
Nach knapp 1500 Höhenmetern erreichten wir gegen späten
Nachmittag den Gipfel des Jabal Shams und konnten unser Nachtlager aufschlagen.
Nur leider waren unsere Zelte etwas zu klein ausgelegt…
|
Bauingenieure bei der Arbeit...
|
...passt! |
|
Ständige (lästige) Begleiter unseres Campingplatzes waren
Bergziegen, welche mich knapp die halbe Nacht wachgehalten haben, weil die
Grillkohlenverpackung einfach zu verlockend aussah. Nach einer viel zu kalten
und kurzen Nacht ging es nach einem überragenden Feldfrühstück mit Spiegelei
und Toast zum Treckingpfad W6 zum verlassenen Dorf („abondoned Village“) auf
dem Jabal Shams.
|
Zeltlager am Berghang |
|
Frühstück |
Der Weg war super mit „Wanderhaufen“ und Wanderfahne markiert,
führte teilweise knapp an den Klippen entlang und bot ein ums andere Mal einen
fantastischen Ausblick auf das Wadi Ghoul. Das abandoned Village selbst war schon lange verlassen und
lag geschützt direkt am Gebirgshang über einem massiven Gewölbe, welches
während einer Flut vermutlich hinter einem riesigen Wasserfall verschwindet.
Direkt unter dem Dorf befand sich das Wadi Ghoul mit einem Falaj (künstlicher Wasserkanal)
und Pools um das wenige Wasser im Jahr irgendwie zu speichern und die Früchte
(hauptsächlich Granatäpfel) und Gemüse an den Terrassen zu bewässern. Außer
wenigen abenteuerlichen Touristen hält sich hier aber niemand mehr länger als
höchstens einen Tag auf…
|
Treckingpfad W6
|
|
Jabal Shams |
|
Gewölbe mit dem abandoned village (schwer zu erkennen) |
|
Abandoned Village
|
Zurück am Campsite tauchte beim Beladen des Pickups auf einmal aus dem Nichts
ein neuer Besucher bei uns auf...
|
Spaß muss sein! |
Da die Nacht alles andere als angenehm war, entschieden wir
uns die nächste Nacht in einem Hotel in Nizwa zu verbringen. Am nächsten Tag
schauten wir uns das rege Treiben auf einem der größten Souqs („Märkte“) im
Oman in Nizwa an. Vieh, Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst, Silber, Waffen, Tonkrüge,
Gewürze… es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Am besten war allerdings der
Viehmarkt. Jeder der ein Rind oder eine Ziege zum Verkauf hat, feilscht diese
auf dem „Viehrondell“ an und ringsherum wird lautstark am Preis geschraubt.
Zwischendurch hat ein Tier auch keine Lust mehr und legt sich einfach hin…
|
Viehmarkt im Souq von Nizwa |
Als nächstes stand das Fort von Nizwa auf dem Programm,
welches teilweise als Museum umfunktioniert wurde. Ansonsten gibt es außer dem
größten Turm Omans (36 m Durchmesser, 30 m Höhe) und den Verteidigungsanlagen
nichts Besonderes darüber zu berichten.
|
Nizwa |
|
Innerhalb vom Turm im Fort von Nizwa |
Als letztes ging es für uns rauf auf den Jabal Ahkdar.
Aufgrund der steilen Straße sind hier nur 4Wheeler erlaubt, was von einem
Militärposten am Fuß des Berges auch ständig kontrolliert wurde. Das Wetter
wurde mittlerweile immer schlechter und zeitweise sah es auch aus wie Zuhause
;) Am Gipfel angekommen durchforsteten wir noch ein verlassenes Dorf und
genossen den Ausblick. Allerdings nur kurz, da es mittlerweile stark anfing zu
regnen. Der Trip war für uns an dieser Stelle vorbei und wir machten uns bei
strömenden Regen auf den Weg zurück nach Muscat.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land NOCH mehr
landschaftlich zu bieten hat; lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Bis
dahin!
|
Terrassen am Jabal Akhdar |