Sonntag, 23. Dezember 2012

Fröhliche Weihnachten!

Immernoch 25°C, keine bunt-geschmückten Häuser (vom immer bunt blinkenden LuLu-Supermarkt mal abgesehen) und natürlich kein Glühwein. Da will hier im Oman irgendwie keine Weihnachtsstimmung aufkommen... das Einzige was einen an Weihnachten erinnert ist entweder das schlechte deutsche Fernsehprogramm kurz vor Weihnachten oder die einzelnen Nikoläuse und Lebkuchen in den Supermärkten hier. Um mich wenigstens ein bisschen darauf freuen zu können, habe ich mir einen kleinen Adventskalender mit 25 (!) Türchen besorgt.


Adventskalender mit 25 Türchen
Weihnachtsmann im LuLu
 Seit knapp 3 Wochen bin ich nun auf der Großbaustelle mitten im Nichts und habe jede Menge zu tun. Planmäßig bleibe ich jetzt noch knapp 2 Wochen hier (oder evtl etwas länger) und dann gehts wieder Richtung Muscat. Da hier natürlich an Weihnachten auch gearbeitet wird, und ich hier teilweise die Urlaubsvertretung machen soll, fällt Weihnachten für mich dieses Jahr einmal aus. Dafür versuche ich an Silvester ein oder zwei Tage frei zu bekommen, damit ich wenigstens dann in Muscat ein wenig auf den Putz hauen kann ;) Bis dahin...

...wünsche Ich euch Allen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch!!!

Picture from Shannon (http://echobaby.blogspot.com)


Mittwoch, 5. Dezember 2012

Damm in der Wüste

Momentan arbeite ich in der Wasserbau Abteilung, weshalb ich euch nun ein paar Takte über ein spezielles Problem des Omans berichten möchte: Wasser. Auf der einen Seite ist es rar, wertvoll und nebenbei bemerkt auch teurer als Benzin (kein Scherz!), auf der anderen Seite aber auch gefährlich. Das mag auf den ersten Blick etwas komisch vorkommen, aber ich hatte ja am Anfang des Blogs kurz über Wadis berichtet. Nochmal kurz zusammengefasst: Wadis sind (meist trockene) Flussbettläufe, die während der wenigen Regenereignissen von den Bergen mit viel Wasser gespeist werden und binnen weniger Minuten zu reißenden Strömen werden können. Als Beispiel mal ein Foto, wie so ein Wadi ausschauen kann, wenn es mal "ein bisschen" regnet:


Das Problem ist hier einfach die Trockenheit des Bodens und der Berge allgemein. Wenn es regnet kann das Wasser hier so gut wie garnicht versickern und sammelt sich dann letztlich in den Wadis und dann im Meer. Das wäre alles garkein Problem, wenn die Omanis ihre Städte nicht teilweise direkt an Wadis gebaut hätten. Haben sie aber, und deshalb braucht der Oman, so komisch es auch klingen mag, Hochwasserschutzdämme. 

Im Sommer 2007 traf ein Zyklon auf die omanische Ostküste, der das Bewusstsein der Omanis grundsätzlich veränderte: Gonu. Der Sturm war so heftig, dass die Hauptstadt, aber auch andere große und kleine Städte entlang der omanischen Ostküste regelrecht weggespült worden sind. Die Hauptstadt hier lag beispielsweise mehrere Meter unter Wasser, weil sich krass viel Wasser in den Wadis gesammelt hat und dann stromabwärts geflossen ist. Seitdem ist der Staat bemüht, diese Naturgewalt besser in den Griff zu bekommen; zumal im Sommer 2010 der nächste Jahrhundertsturm auf das Land getroffen ist. Eine dieser Maßnahmen war beispielsweise der "Al Amerat" Damm, den die Strabag hier dieses Jahr fertig gestellt hat. 

Al Amerat Hochwasserschutz-Damm
Damm in der Wüste
Dieser schützt das Dorf Amerat und den Ortsteil Qurum von Muscat vor Hochwasser und ist knapp 6km (!) lang und ca. 20m hoch. 

Einen anderen Damm haben wir die Tage besichtigt, welcher im Januar nächsten Jahres von uns restauriert werden soll: Staudamm in Wadi Dayqah zur Trinkwasserspeicherung. Eine kleine, aber sehr schöne Baustelle...



Ansonsten war ich die meiste Zeit damit beschäftigt, bei der Angebotserstellung für einen anderen, ca. 60m hohen Betondamm inkl. Erddamm (zusammen knapp 1,5km lang) bei dem Dorf Al Khawd mitzuwirken. Dieser liegt ebenfalls in einem meist trockenem Wadibett und soll einmal dem Hochwasserschutz dienen. 

Ich hoffe ich konnte euch nun einen kleinen Einblick in mein Arbeitsfeld geben und erklären, warum hier Hochwasserschutzdämme in der Wüste gebaut werden.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Vielfalt des Omans: Berge, Kamelrennen und die Geschichte vom Feuerholz



Ausnahmsweise stand uns wiedermal ein langes Wochenende bevor, weshalb wir beschlossen, unseren nächsten größeren Trip in die Tat umzusetzen. Diesesmal zog es uns in den Grand Canyon des Omans, in das Gebirgsmassiv „Jabal Akhdar“ (der grüne Berg) auf den Berg der Sonne „Jabal Shams“, den mit 3000m höchsten der östlichen arabischen Halbinsel. Grün heißt das Massiv weniger, weil es grün ist, sondern weil dieser Bereich des Omans zu den ehemals fruchtbarsten des Landes gehörte. Mittlerweile kommt ein Großteil der Agrarwirtschaft aus dem südlichen Gebieten rund um Salalah.


Wer sich an seinem ersten freien Tag um halb 5 Uhr morgens aus dem Bett quält ist entweder krank, hält nicht viel von ausschlafen oder ist schlicht und ergreifend zufällig mit Christian und Cathrine zur selben Zeit am selben Ort. Die beiden halten nämlich nicht besonders viel von ausschlafen, aber bisher hat es sich immer gelohnt, früh aufzustehen. Diesesmal sollte es nicht anders sein… wir wollten uns ein echtes Kamelrennen rund um den knapp 230km entfernten Ort „Adam“ anschauen. Da die Omanis bekanntlich Muslime, also Frühaufsteher (das erste der fünf Tagesgebete findet um 5 Uhr morgens statt) sind, findet das erste Kamelrennen auch schon gegen 6 Uhr morgens statt und das letzte geht bis knapp 9 Uhr wenn man Glück hat. Wir hatten Glück, auch wenn wir die Rennstrecke erst nach einem kleinen Umweg und erst mit der freundlichen Hilfe eines ansässigen Omanis gegen 8 Uhr gefunden haben. Eine Kamelrennstrecke erkennt man aus der Ferne nicht nur an jede Menge Kamelen, sondern auch an jede Menge Pickups. Die Geschichte mit den Omanis und Autos hatte ich ja bereits. Wer sich bisher nichts unter Kamelrennen vorstellen konnte, dem ergeht es ähnlich wie mir, bevor wir in Adam waren. Man darf sich das in etwa so vorstellen: Omani A fährt an einem freien Tag mit seinem Team (in der Regel mehrere Kamele) und Omani B und C und ihren Kamelen zur Rennstrecke und schließt mit den anderen Wetten ab. Im Anschluss gehen die ersten Rennkamele an den Start und die Wetten werden aufgeschrieben und die Kamele markiert. Schnell noch die „mobile Klatsche“ am Kamel montiert, sich im Pickup neben der Rennstrecke gemütlich macht und dann kann es auch schon losgehen.
 Früher war es so, dass auf dem Kamel Kinder als Jockeys falsch herum saßen und das Kamel mit einem dünnen Stock angetrieben haben. Dabei sind aber so viele Unfälle passiert, dass diese Art der Kamelrennen im Oman verboten ist und nur noch „mobile Klatschen“ erlaubt sind. Damit man sich das alles besser vorstellen kann ein paar Fotos:

Montage der ferngesteuerten Kamelklatsche

Rennkamele vor dem Start
Nachdem die Absperrung öffnet (ähnlich wie beim Pferderennen, jedoch öffnet sich die Absperrung senkrecht nach oben), wird per Fernsteuerung das Kamel ein wenig angetrieben und die Kamelbesitzer rasen im Pickup neben der Rennstrecke dem geliebten Kamel hinterher. Das ganze wird von einem Kameramann (natürlich auch auf einem Pickup) gefilmt, wahrscheinlich als Beweis welches Kamel am Ende tatsächlich gewonnen hat. Die Rennstrecke ist knapp 6km lang und wir sind dem ganzen Tross einfach hinterhergefahren, weil man sonst von dem ganzen Spektakel leider nicht besonders viel mitbekommt. So ein Rennkamel schafft an guten Tagen rund 40km/h, und am Sprint vor dem Ziel (die Klatsche lässt in dem Moment nichtmehr locker) vielleicht noch etwas mehr. Am Ende wird das Kamel mit „Schaum“ um den Mund wieder eingesammelt und gepflegt. Wir konnten glücklicherweise das Spektakel 2x miterleben, bevor es gegen 9 Uhr für uns in die Stadt Nizwa zurück ging.


Wer fährt hier eigentlich ein Rennen?

Wir brauchten für unser Campingabenteuer in den Bergen unbedingt noch Feuerholz, da es für die Jahreszeit in 2000m Höhe eigentlich schon zu kalt für Campingtrips ist, wenn man durchgängig 25-30°C in Muscat gewöhnt ist. Da wir selbst außer ein paar Holzscheite am Straßenrand kein Holz finden konnten, fragten wir einen einheimischen Omani in Nizwa um einen Rat, wo wir denn Feuerholz bekommen könnten… „no problem“: Sein Cousin hat eine Halwa Fabrik, wo jede Menge Holz zum Kochen gebraucht wird. Sein Cousin könnte uns sicher etwas abgeben. Schnurstracks dem netten Omani hinterher, durch Gassen durch welche ich nichtmal mit einem Smart gefahren wäre (wir hatten einen Pickup) zur Fabrik des Cousins. Übrigens hat hier jeder Omani einen Cousin, ist 25 Jahre alt und heißt Said. Kann ja sein. Aus einer einfachen Frage „wo ist Feuerholz?“ ist dann mal ein stündlicher Aufenthalt in einer Halwafabrik samt Führung, Rezept- und Kocherklärung, einer Kostprobe, ein Gratisbottich Halwa und zwei großen Säcken Gratisholz geworden. Man muss in diesem Zusammenhang einfach mal sagen, wie krass freundlich diese Omanis eigentlich sind. Wir haben nichts bezahlt, sondern waren einfach nur interessierte Ausländer, die sich für die Halwaproduktion und Holz interessierten… und dann so was. Top! Noch kurz was zum Thema Halwa: Das ist eine Art hart gewordener Sirup aus Stärke, Rosenwasser, Zucker und Cardamon, schmeckt etwas rauchig und wird nur zum Tee/Kaffee gegessen. Mir persönlich schmeckts nicht, aber den Omanis allen Anschein nach schon.

"Traditionelle" Halwa Produktion: Draußen

"Traditionelle" Halwa Produktion: Drinnen
Nach knapp 1500 Höhenmetern erreichten wir gegen späten Nachmittag den Gipfel des Jabal Shams und konnten unser Nachtlager aufschlagen. Nur leider waren unsere Zelte etwas zu klein ausgelegt…


Bauingenieure bei der Arbeit...

...passt!
Ständige (lästige) Begleiter unseres Campingplatzes waren Bergziegen, welche mich knapp die halbe Nacht wachgehalten haben, weil die Grillkohlenverpackung einfach zu verlockend aussah. Nach einer viel zu kalten und kurzen Nacht ging es nach einem überragenden Feldfrühstück mit Spiegelei und Toast zum Treckingpfad W6 zum verlassenen Dorf („abondoned Village“) auf dem Jabal Shams. 

Zeltlager am Berghang
Frühstück


Der Weg war super mit „Wanderhaufen“ und Wanderfahne markiert, führte teilweise knapp an den Klippen entlang und bot ein ums andere Mal einen fantastischen Ausblick auf das Wadi Ghoul. Das abandoned Village selbst war schon lange verlassen und lag geschützt direkt am Gebirgshang über einem massiven Gewölbe, welches während einer Flut vermutlich hinter einem riesigen Wasserfall verschwindet. Direkt unter dem Dorf befand sich das Wadi Ghoul mit einem Falaj (künstlicher Wasserkanal) und Pools um das wenige Wasser im Jahr irgendwie zu speichern und die Früchte (hauptsächlich Granatäpfel) und Gemüse an den Terrassen zu bewässern. Außer wenigen abenteuerlichen Touristen hält sich hier aber niemand mehr länger als höchstens einen Tag auf…

Treckingpfad W6


Jabal Shams

Gewölbe mit dem abandoned village (schwer zu erkennen)
Abandoned Village




Zurück am Campsite tauchte beim Beladen des Pickups auf einmal aus dem Nichts ein neuer Besucher bei uns auf...



Spaß muss sein!
Da die Nacht alles andere als angenehm war, entschieden wir uns die nächste Nacht in einem Hotel in Nizwa zu verbringen. Am nächsten Tag schauten wir uns das rege Treiben auf einem der größten Souqs („Märkte“) im Oman in Nizwa an. Vieh, Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst, Silber, Waffen, Tonkrüge, Gewürze… es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Am besten war allerdings der Viehmarkt. Jeder der ein Rind oder eine Ziege zum Verkauf hat, feilscht diese auf dem „Viehrondell“ an und ringsherum wird lautstark am Preis geschraubt. Zwischendurch hat ein Tier auch keine Lust mehr und legt sich einfach hin…

Viehmarkt im Souq von Nizwa


Als nächstes stand das Fort von Nizwa auf dem Programm, welches teilweise als Museum umfunktioniert wurde. Ansonsten gibt es außer dem größten Turm Omans (36 m Durchmesser, 30 m Höhe) und den Verteidigungsanlagen nichts Besonderes darüber zu berichten.

Nizwa

Innerhalb vom Turm im Fort von Nizwa

 Als letztes ging es für uns rauf auf den Jabal Ahkdar. Aufgrund der steilen Straße sind hier nur 4Wheeler erlaubt, was von einem Militärposten am Fuß des Berges auch ständig kontrolliert wurde. Das Wetter wurde mittlerweile immer schlechter und zeitweise sah es auch aus wie Zuhause ;) Am Gipfel angekommen durchforsteten wir noch ein verlassenes Dorf und genossen den Ausblick. Allerdings nur kurz, da es mittlerweile stark anfing zu regnen. Der Trip war für uns an dieser Stelle vorbei und wir machten uns bei strömenden Regen auf den Weg zurück nach Muscat.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land NOCH mehr landschaftlich zu bieten hat; lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Bis dahin! 

Terrassen am Jabal Akhdar